Der vorherbestimmte Zufall

 

Wir befinden uns 4.320 Meter hoch über dem Meerespiegel, in einem Wolkenfeld, das gemächlich gen Westen zieht, wenngleich nicht gerade absichtlich, eher nur so, vom Luftdruck-­‐ und Temperaturausgleich getrieben. Eigentlich noch nicht schwanger genug, um abzuregnen; jedoch, hier und da weht der Wind zwei kleinere weiß-­‐graue Knollen zu einer größeren zusammen, dann nochmal, zu einer noch größeren, und siehe da, an einer Stelle verdichten sich die Moleküle, verbinden sich, schon nach kurzer Zeit gewinnen die Adhäsionskräfte die Überhand: ein ansehnlicher Tropfen entsteht, gerade groß genug, um Beute der Schwerkraft zu werden. Langsam, wie in Zeitlupe, löst er sich von seinen ehemaligen Reisegenossen, seilt sich schnurgerade ab, nun, nicht ganz, um genau zu sein, ihm selbst mag es wohl so vorkommen, in Wirklichkeit jedoch verfolgt er eher langgezogene, von Wind und Wetter bestimmte Wellenlinien, um seinem neuen oder vielleicht auch schon seit alters her vorherbestimmten Bestimmungsort entgegenzueilen, lautlos, gleichsam unsichtbar fürs Auge, schade, denn er macht das sehr graziös, so stetig nach unten zu gleiten, es wäre eine Lust, ihn dabei zu beobachten. Die Fahrt gewinnt an Geschwindigkeit, durch Gegenwind gebremst weicht seine vormals edle Kugelform nun einer pilzkopfgleichen kleinen Gestalt, die unaufhaltsam in Richtung Mutter Erde saust, vorausberechnete Ankunftszeit in 12 Minuten.

3.960 Meter weiter unten, in einer deutschen Großstadt, sieht zur gleichen Zeit ein Mann aus dem Fenster, seinem Küchenfenster, um genau zu sein, zugleich sein Lieblingsfenster in dieser Wohnung, seiner Wohnung, um genau zu sein, unschlüssig, ob er einen Regenschirm mitnehmen soll oder nicht auf seinem Weg zur täglichen Arbeit, und denkt sich: wenn ich ihn mitnehme, regnet es nicht, und wenn ich ihn nicht mitnehme, regnet es. Wie mans macht ists falsch. Ob dieser hehren Erkenntnis, zugleich unsichtbar angetrieben von der Bequemlichkeit, dieser alten Feindin des Menschen, die schon so manch vorzüglichen Plan hat zunichte machen können, indem sie ihn gar nicht erst zur Ausführung hat kommen lassen, entschließt er sich schließlich, den Schirm zu Hause geschlossen und es darauf ankommen zu lassen: schlimmstenfalls kaufe ich mir unterwegs einen neuen, gehen ja eh ständig kaputt, außerdem sinds ja nur ein paar Minuten Wegstrecke, denkt er weiter, gleichsam zur Beruhigung, doch das Richtige beschlossen zu haben; woraufhin er, nun mit seiner Lieblingsjacke bekleidet, die schöne wasserabweisende blaue, Made in Italy, was sonst, seine Haustüre auf-­‐ und gleich wieder zuschließt, nicht ohne zwischendurch seine Position dieser gegenüber dergestalt gewechselt zu haben, daß er erst ihre Innen-­‐ und nun ihre Außenseite vor sich hat, woraufhin er den Schlüsselbund entgegen seiner sonstigen Gewohnheit in der rechten Außen-­‐ anstatt in der linken Innentasche seiner Italo-­‐Lieblingsjacke verschwinden läßt.

3.600 Meter weiter oben, auch wenn weder er noch unser Regentropfen dies momentan zu ahnen, geschweige denn zu wissen scheinen, haben sich Form und Geschwindigkeit dieses kleinen, aber lebenswichtigen Wunderwerks der Natur einigermaßen stabilisiert, das weiterhin unverdrossen mit etwa 6 m/s seiner zukünftigen Bestimmung entgegenfällt.

Unser Mann, nun noch in einer Distanz von 3.240 Metern zu vorbesagter Naturperle, hat sich mittlerweile auf den Weg gemacht, wie immer die Qual der Wahl auskostend zwischen verschiedenen Routen, die ihn alle wie von Wunderhand geleitet an sein Ziel zur Steigerung des Inlandsbruttosozialproduktes, seiner Lebensqualität sowie der Zufriedenheit von Chef und Kunde bringen sollen, und sich für den Fußweg am alten Stadtwall entlang entschieden, warm genug ist es ja, nach Regen sieht es nun eigentlich auch nicht mehr aus, und er freut sich insgeheim, Murphys Gesetz ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Aus der Vogelperspektive, wohlgemerkt 2.880 Meter hoch, zeichnet sich mittlerweile die Stadt in ihren Einzelheiten ab, schön anzusehen, wenn man Zeit und Augen hätte. Noch etwa 8 Minuten bis zum Aufschlag, so in etwa die Zeit, die ein durchschnittlich begabter Sonnenstrahl braucht von der Oberfläche unseres gigantischen Nachbarn bis hin zu uns, nur daß derlei naturwissenschaftliche Erkenntnisse, unter uns gesagt, momentan weder für den hier vorgestellten vertikal Reisenden noch für sein weit unter ihm horziontal dahineilendes Gegenstück auch nur die geringste Rolle spielen. Schade, solcherlei Bildung hätte sie beide schön geschmückt.

Derweil überquert unser Mann, im besten Alter stehend, aber das sind Männer ja immer, wie schon gesagt gänzlich unbeeindruckt von den Geschwindigkeiten elementarer Teilchen über ihm, die Straße, nein, er bleibt stehen, zu viel Geschwindigkeit größerer Verkehrsteilnehmer als er selbst läßt

ihn seine Absicht ändern. Die Ampel, in 3 Meter Höhe, das sind nun noch 2.517 Meter vom Reisetropfen entfernt, wenn man die Ideallinie berechnet, stand sowieso auf rot, dabei hat er es heute ein klein wenig eilig, blöder Bremsschirm, doch wer weiß, wenn er ihn gleich eingesteckt und dadurch eingangs eine Minute Zeit verloren hätte, wäre er jetzt womöglich auf einem anderen Weg auf eine grüne Welle oder autofreie Lücke gestoßen und hätte dadurch unter Zeitgewinn von vielleicht sogar zwei Minuten weitereilen können. So hat er kurze Zeit zum abgelenkt sein. Seine Gedanken schweifen umher, zwischen Arbeit und Familie, Urlaub an der Sonne möchte er jetzt gerne haben, also doch, ist nur 8 Minuten entfernt, sein Blick schweift umher, zwischen den ihm uninteressant erscheinenden Gebäuden zu seiner Rechten und zu seiner Linken, den alten und neuen Autos, die vorbeifahren, die meisten Modelle erkennt er schon gar nicht mehr, früher verriet die Form den Hersteller, heute sorgt der Windkanal für automobilistische Gleichmacherei, nur gut, daß ihre Namen hinten draufstehen, sonst würde er sie schon gar nicht mehr auseinanderhalten können. Er blickt nach oben, immer noch leicht bewölkt, würde man wohl sagen, obwohl, mehr blau als grau, na also, er blickt nach links unten, so, und wagt den Schritt über die Fahrbahn, ungeachtet der Farbe und Gestik des Ampelmännchens, einzig einen kennerhaften Seitenblick auf die herannahenden Fahrzeuge werfend, gleich welches Modell, sein geübtes Gehirn berechnet Geschwindigkeit und Aufprallwahrscheinlichkeit, in Bruchteilen von Sekunden hat er die Lücke erkannt und kann, nicht ganz so gemächlichen Schrittes wie gerne gewünscht, von einem ans andere, rettende Ufer pirschen. Noch 2.160 Meter, die Hälfte hat er schon hinter sich, die Hälfte hat er noch vor sich, ein kurzer Moment der goldenen Mitte, dann rast er weiter seinem Aufschlagsort entgegen, seine Artgenossen weit über sich lassend, weiter gezogen sind sie ja auch schon, wobei er selber die Zeit, in der er sich schon in diesem Zustand befindet, wie auch die, in der er sich noch in diesem Zustand befinden wird, mangels Geschwindigkeits-­‐ und Höhenmesser nicht in den uns bekannten physikalischen Größen berechnen kann. Sein Flug mag ihm wie eine Ewigkeit erscheinen, oder auch wie ein Augenblick, wenn er nun daran zurückdenken würde, objektives und subjektives Erleben fallen notwendig auseinander, da die jeweiligen Zeitmesser unterschiedlicher Bauart sind und unterschiedliche Ergebnisse anzeigen, wobei allerdings Wesen wie er für gewöhnlich ohnehin weder die Zukunft vorwegnehmen noch die Vergangenheit in ihrem wie auch immer gearteten Bewußtsein mit sich herumschleppen, sondern eher von Moment zu Moment springen -­‐ wenn sie nicht gerade oder wellenförmig fallen.

Unter verzerrtem Zeit-­‐Gehfühl leidet auch unser Verkehrsteilnehmer, er hätte rein subjekiv gesehen schon längst im Büro ankommen müssen, sein Chef sieht das wahrscheinlich genauso, doch die rauhe Wirklichkeit der ihn immer noch umgebenden Umgebung spricht eine andere Sprache und definiert seinen Abstand zum ihm zwecks Wertschöpfung bestimmten Aufenthaltsort in gnadenlosen Metern und Minuten, just 1.800 Meter unterhalb des momentanen Erfahrungshorizonts -­‐ Verzeihung, Erfallungshorizontes -­‐ unseres kleinen pilzkopfförmigen Tröpfchens, das zu beobachten sicher auch Herrn Newton helle Freude bereitet hätte.

Nun dauert es nicht mehr lange, nämlich noch 1.440 Meter oder, bei konstanter Geschwindigkeit, ziemlich genau 4 Minuten, da ist es an der Zeit, einen weiteren Hauptdarsteller ins Spiel zu bringen, der bislang -­‐ natürlich gänzlich zu Unrecht -­‐ völlig im Abseits unserer Betrachtungen gestanden hat, genauer gesagt, gesessen hat, oben auf einer Regenrinne nämlich, der Sicherheit, und natürlich auch der schönen Aussicht auf potentielles Futter wegen. Nun aber ist das Gefieder geputzt, der Flugapparat einsatzbereit, ein Beutezug vielversprechend, eine lange Schleife soll gesegelt werden, entlang der Mauern, wo die Damen und Herren Kandidaten Insekten in den vereinzelten Sonnenstrahlen tanzen, eben in den bereits kurz erwähnten Lichtwellen, die 8 Minuten zuvor noch jeden gegrillt hätten, der sich auch nur in ihre Nähe gedacht hätte, und die nun ordentlich gefiltert eine ideale Temperatur abgeben für sonnenhungrige Sechsfüßer, auch wenn der eigene Hunger gleichfalls den der Todfeinde stimuliert, zum Glück denken diese Artgenossen im Kollektiv, einzelne Verluste sind unbedeutend für das Fortkommen der Spezies, die Jahrtausende der Erdgeschichte legen vom Erfolg der Arterhaltung durch massenvermehrendes statt sicherheitsverringerndem Verhalten ein deutliches Zeugnis ab. Alsbald löst dich die aerodynamische Skulptur vom Gesimse und dreht, gleichsam zum Aufwärmen wie zur Bestätigung der eigenen Absicht, eine Ehrenrunde über die Dächer, noch hoch über der erhofften Beute, schon einmal den Blick geschärft für die vielversprechendste Ansammlung tanzender Punkte weiter unten, die es gleich zu erhaschen und zu

vertilgen gilt, einzig einen kennerhaften Seitenblick auf eventuell herannahende Insektenvertilgungsvertilger werfend, gleich welcher Art, sein geübtes Gehirn berechnet Geschwindigkeit und Einfangwahrscheinlichkeit, in Bruchteilen von Sekunden hat er die Gelegenheit erkannt und kann schnellen Sturzfluges von seiner jetzigen Flugposition durch das gelobte Schlaraffenland sausen, wo ihm die mittlerweile medium angebräunten Sechser gleichsam von selbst in den Schnabel fliegen werden.

Nun bewegen sich unsere drei Protagonisten, auf Höhe 2, 15 bzw. 1.080 Meter immer deutlicher im selben Raum-­‐Zeit-­‐Kontinuum, ein wirklich aufmerksamer Betrachter, und heute dürfen wir uns einmal dazu zählen und deshalb glücklich schätzen, könnte bereits errechnen, zumindest unter Zuhilfenahme eines modernen Rechners, oder wie früher mit Abacus, Rechenschieber und einem Vollzeitmathematiker, ob sie sich vielleicht ganz nahe kommen oder sogar begegnen mögen, da hier schon die verschiedensten Vektoren und Faktoren aufeinandertreffen, obschon wer weiß, wer wen wann wieso antrifft oder verpaßt, und ob dies bloßer Zufall sein mag oder alles mit Bestimmung zugeht? Oder beides, also ein Teil liegt fest, seit Anbeginn der Zeiten in einem unsichtbaren Buch aufgezeichnet, dann kommt eine weiße Stelle, da heißt es: und hier entscheiden sich Tropfen, Vogel und Mann, ihren eigenen Weg zu gehen oder sich über denselben zu laufen, das sehen wir dann, wenn es soweit ist; oder abermals, könnte der Verfasser des Buches seine Pappenheimer so gut kennen, daß er ihre Wege mit an Sicherheit grenzender oder noch größerer Wahrscheinlichkeit zu erraten vermochte?

Aber während wir hier in aller Seelenruhe theoretische Erörterungen ohne große praktische Bedeutung anstellen, zieht sich die Schlinge langsam zu: der Zuspätkömmling unverändert auf Höhe 2, der Neuankömmling gerade auf Höhe 10, und der Herunterkömmling mittlerweile nur noch auf Höhe 720. Man stelle sich einmal vor, die drei hätten eine gemeinsame Kommunikationsbasis, ein Trihandy, hallo Tropfen, hallo Vogel, hallo Mann, wo treffen wir uns denn gleich, dann wäre es jetzt höchste Zeit, wir geben dem Tropfen als dem sich am konstantesten fortbewegendem Triumviratsdrittel noch knappe drei Minuten bis zum Rendezvous.

Und während wir hier so aus der Tasche plaudern, so schön von unserer trockenen Warte aus, nicht vom Himmel gesaust noch von zu Hause weg noch vom Dach herunter, hat der kleinste der drei bereits Höhe 360 erreicht, und er hätte, versehen mit sechs Beinen und vielleicht etwas Farbe in der Mitte, durchaus schon die geschätzte Aufmerksamkeit unseres Mauerseglers auf sich ziehen können, wenn dieser nicht nach unten, sondern nach oben schauen würde, was ihm sein Instinkt aber nur als kurzen Seitenblick gegen eventuelle Piratensegler erlaubt und nicht zur Nahrungsbeschaffung; so passiert der Wasserfloh eben -­‐ immer noch fallschirmförmig -­‐ nach wie vor unbemerkt die Szene, denn zugleich ist er natürlich noch viel zu klein, mit oder ohne Sechserpack Beine, um vom Größten der drei Mitstreiter gesehen zu werden, welcher, inzwischen unten vom Wall Richtung Häuserfront weitergestreift, nun endlich vor seinem Büro steht und überlegt, ob er klingeln oder nach seinem Schlüssel kramen soll, denn bei der morgendlichen Auslastung seiner kleinen grauen Zellen zur optimalen Behandlung des Regenschirms und derer möglicher Konsequenzen hatte er bekanntlich -­‐ wir wissen dies, Tropfen und Vogel wohl eher nicht -­‐ weniger freie Kapazitäten auf die ordnungsgemäße Verwahrung seines Schlüsselbundes verwenden können und findet diesen jetzt nicht sofort an seinem angestammten Platz in der linken Jackeninnentasche, was ihn eben einen Moment zögern macht: noch ein Beweis für die späten, zu weiteren Verspätungen führenden Folgen übereilter Entscheidungen, zumal solcher in den frühen Morgenstunden getroffener. Nun aber geht es Schlag auf Schlag: unser Bürovorsteher, auch wenn dies nicht sein Beruf, sondern seine momentane geographische Position ist, erinnert sich plötzlich, ob er nun will oder nicht, an den Grund dafür, den Schlüsselbund heute Morgen in die rechte Jackenaußentasche gesteckt zu haben, da er durch die Schirmfrage abgelenkt war, woraufhin er nochmals an das Wetter denken muß und seinen Blick nach oben richtet: dort erspäht er, und wird kurz mit Seitenblick von ihm erspäht, einen eifrigen Mauersegler, der in umittelbarer Nachbarschaft, sozusagen ein Stockwerk über ihm, eine für diesen recht appetitliche Versammlung potentiellen Frühstücks ausgemacht hat, wobei ihm sein Instinkt sonnenstrahlenschnell signalisiert, daß von dem unten vor Anker liegenden Piratenschiff ob dessen bekannter Schwerfälligkeit keine unmittelbare Gefahr für die geplante Nahrungsbeschaffung ausgeht; wohingegen unser Dritter im Bunde, gänzlich unbeirrt von derlei Sorge um Wohl von Leib und Seele, geschweige denn metallenen Türöffnern, nun endlich, wenn auch wie so oft nur für den

Hauch eines Momentes, eine schnurgerade Linie bildet mit den beiden vorgenannten Protagonisten, ganz ohne Wellenschlag. Dann nähert er sich gefährlich der nährungsbeschaffenden Flügelspitze, deren Besitzer, gerade im Begriff, eine der ihm eigenen eleganten Wendungen zu vollziehen, den Schnabel schon übervoll sechsfachen Erfolges, jenselbe nun schnell ein klein wenig zur Seite neigen möchte; ist es wirklich notwendig oder eher eine übermütige Pirouette, ausgeführt mit viel Federspitzengefühl, deren formvollendete Akrobatik jedoch auch den unten stehenden Brillenträger fasziniert, ungeachtet einer sich langsam abzeichnenden Schwere in der für derlei Observationen ungeübten Halsmuskulatur, weniger wiederum den sich nahenden Tropfen beeindruckt, der nun um Haaresbreite an der Schwinge vorbeisaust, nein, er trifft sie doch! -­‐ hätte sie getroffen, im Vakuum, allein die Geschwindigkeit eines segelnden Mauerseglers bringt auch einen zarten Luftzug mit sich, dieser korrigiert im letzten Moment den nassen Kurs und -­‐ platsch! zerstäubt sich ein Tropfen klaren Regenwassers, 4.318 Meter luftgefiltert, exklusiv auf einer leicht konvexen glatten Oberfläche aus Jena, stolz getragen von einem, der, gerade im Begriff, sich nicht nur über fliegende Vögel, sondern auch stehengelassene Regenschirme zu freuen, nunmehr eine Auswahl mehr oder weniger gesellschaftsfähiger Kraftausdrücke in sich aufsteigen sieht, auch dies ganz ohne sein Zutun, es ist halt so, und anschließend beschließt, mangels sauberen Tuches den Rest des himmlischen Segens kurzerhand mit gespitzen Lippen abzupusten, seinen ungebetenen Gast noch weiter zerstäubend. Dann wendet er sich zum Hineingehen, dem Segler unerschütterlich den Rücken und das schüttere Haupthaar zukehrend, der denn auch zwecks verdienter Verschnaufpause Richtung Sims abdreht, die gewohnten kurzen Seitenblicke auf eventuelle Seglerfresser werfend.

Damit wäre unser kleiner Wassertropf nun in Mikroteilen am Ende seiner Reise angelangt, Höhe NHN, zumindest ihrem vorläufigen, denn wie er aus den Wolken kam, so mag er irgendwie auch wieder dorthin zurückkehren, so wie weitere Vögel und Menschen kommen und gehen werden, ewig weiterkreisend bis zum Jüngsten Tag.

 

© Der Cyber-­‐Mönch ISBN-­‐13: 978-­‐8490156377